Ivan Babic

Vom Produktionsleiter in der Runderneuerung zum Berufsschullehrer

Jahrgang1987
SchulabschlussFachhochschulreife
Ausbildungsbetrieb (Standort)Rösler Tyre Innovators GmbH & Co.KG (Dortmund)
Ausbildungszeitraum2007 - 2010
FachrichtungVulkanisationstechnik 

 

Wie sind Sie 2007 auf die Ausbildung zum Mechaniker für Reifen- undVulkanisationstechnik aufmerksam geworden?

Ich bin durch meinen Vater und andere Verwandte auf diesen Beruf aufmerksam geworden. Als Karkassenhändler haben sie Altreifen gesammelt und weiterverwertet. Zuerst wollte ich eine Ausbildung zum Kaufmann im Groß-/Außenhandel (in der Reifenbranche) machen, als das nicht geklappt hat, habe ich mich für den technischen Weg mit dem Ziel ‚Meister‘ entschieden.

Was haben Sie an Ihrer Ausbildung am meisten geschätzt? Welche Aufgaben haben Sie gerne gemacht?

Ich habe sehr geschätzt, dass ich gute Mentoren in meinem Ausbildungsbetrieb hatte und eine gute Unterstützung von Seiten der Schule.
Ich fand es gut Verantwortung zu übernehmen, so früh wie möglich selbstständig meine Arbeiten zu erledigen; überhaupt: den Beruf allgemein „von der Pike auf zu lernen“.

Wieso haben Sie sich im 3. Lehrjahr für die Fachrichtung Vulkanisationstechnik entschieden?

Meine Arbeit bei Rösler war in der Runderneuerung, die ja grundsätzlich mit der Vulkanisation verbunden ist. Für mich waren das Produkt ‚Reifen‘ und sein Aufbau wichtig. Ich wollte die Industrieprozesse verstehen und später mitgestalten. Dazu gehört auch die Reparatur und die Runderneuerung als nachhaltiger Umgang mit den Rohstoffen. Das ist wichtig für eine nachhaltige Zukunft.

Ein Jahr nach Ihrer Ausbildung haben Sie mit der Weiterbildung zum Mechanikermeister für Reifen- und Vulkanisationstechnik begonnen. Wie läuft solch eine Meisterschule ab? Vor welchen Herausforderungen standen Sie?

Als erstes war für mich wichtig, ein Ziel zu haben und den Willen, es auch durchzuziehen. Den technischen Teil mit den Modulen 1 und 2 habe ich in Teilzeit in Gelsenkirchen absolviert. Diese beiden Module werden von den meisten als der leichtere Teil empfunden – für mich auch, denn viele technische Inhalte waren mir schon aus der Ausbildung bekannt.

Die Module 3 und 4 habe ich in Vollzeit absolviert, für die Zeit wurde ich von meinem Arbeitgeber beurlaubt. Diese beiden Module beinhalten den kaufmännischen (z.B. Buchhaltung etc.) und den berufspädagogischen Teil. Da man hier nicht auf sein Wissen aus der Ausbildung zurückgreifen kann, sind diese Module inhaltlich schwieriger als die ersten beiden. Mein Glück war es aber, dass ich vor der Ausbildung ein Berufskolleg für Wirtschaft & Verwaltung besucht hatte und mir gerade diese Fächer gut lagen, was mir meine Vollzeitmodule deutlich erleichtert hat. Alles baut aufeinander auf. Wer den Anfang nicht versteht, kommt mit den folgenden Themen nicht mehr hinterher. Eine Stärke, die man dafür benötigt, ist Zuverlässigkeit, was ich allgemein im Berufsleben als einen der wichtigsten Punkte ansehe! Für mich persönlich ist Modul 3 für zukünftige selbstständige Meister das zielführende Modul, weil man dadurch die Betriebsführung lernt, vor allem die Bilanzen verstehen und einen Überblick zu behalten.

Das 4. Modul ist für die Berufs- und Arbeitspädagogik (Adaschein), den die meisten zukünftigen Meister als locker ansehen und nur so mitnehmen und dabei die Wichtigkeit übersehen. Dieses Modul hat mir viel in meinem jetzigen Beruf als Lehrer geholfen und mich darauf vorbereitet. Ein Zitat: „Die Zukunft liegt in den Händen der Kinder und die Zukunft der Kinder liegt in unseren Händen!“ Dieses Zitat trifft auf vieles im Leben zu, ob privat oder im Betrieb. Das lernt man in diesem Modul.

Sie haben 4 Jahre als stellvertretender Produktionsleiter in einem Reifenrunderneuerungswerk gearbeitet. Was gehörte zu Ihren täglichen Aufgaben?

  • Überwachung und Leitung der Produktion
  • Betriebliche Kostenstrukturen überprüfen, betriebliche Kennzahlen ermitteln
  • Betriebs- und Lagerausstattungen sowie logistische Prozesse planen
  • Personalplanung und Führung
  • Reklamationsbearbeitung

Der Produktionsleiter muss die Produktion am Laufen halten, er ist die Gelenkstelle zwischen Einkauf, Vertrieb, Personalabteilung und Geschäftsführung. Man kann ihn sich als Auszubildender wie einen Fußballtrainer vorstellen.

Sie arbeiten seit 2015 am Nicolaus-August-Otto-Berufskolleg in Köln als Berufsschullehrer und bilden junge Mechaniker für Reifen- und Vulkanisationstechnik aus. Welche Fächer unterrichten Sie? Wie sieht ein normaler Arbeitsalltag für Sie aus?

In der Ausbildung hat man Lernfelder, die in unserer Ausbildung von 1-12 unterteilt sind. Diese teilen wir unter unseren Fachkollegen auf, dazu gehören die Benotungsfächer wie ‚Warten und Instandsetzen‘, ‚Prüfen und Beurteilen‘ sowie ‚Montieren und Fertigen‘.
Der Arbeitsalltag ist ähnlich dem des Produktionsleiters anzusehen. Es gehört viel Planung und Vorbereitung dazu. Wie bei jedem Neuanfang steckt erstmal viel Arbeit und Einarbeitung dahinter. Das sind vor allem Aufgaben wie Schulorganisation, Klassenbetreuung, Betrieben und Schülern bei Fragen und Problemen zur Verfügung stehen und nicht zuletzt die Unterrichtsvorbereitung. Diese letztgenannte Aufgabe war eine der schwersten Aufgaben: Erstmal musste ich Struktur aufbauen. Die Unterrichtsvorbereitung bzw. eine gute Lernsituation für die Schüler/-innen am Anfang zu erstellen, war eine der schwierigsten und anspruchsvollsten Arbeiten, die viel Leidenschaft und Kraft gekostet haben. Ich hatte anfangs bis zu 15-Stunden-Arbeitstage, bis ich meinen Unterrichtsstoff erarbeitet und vorbereitet hatte. Natürlich sieht das heute anders aus, wie gesagt, jeder Anfang ist schwer. Die größte Belohnung für diese Mühe ist, wenn man seine GESAMTE Klasse im dritten Lehrjahr mit einem Gesellenbrief beglücken kann. Dies ist der beste Ansporn, um seinen Beruf bestmöglich auszuüben.

Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um Berufsschullehrer zu werden?

Als Quereinsteiger, wie ich einer bin, braucht man auf jeden Fall Liebe und Leidenschaft zum erlernten Beruf. Zu den fachlichen Voraussetzungen gehört der Meistertitel bzw. der Techniker.

Haben Sie Tipps für jene, die noch am Anfang ihrer Ausbildung zum Mechaniker für Reifen- und Vulkanisationstechnik stehen?

Wie gesagt, jeder Anfang ist schwer. Zu den wichtigsten Tugenden gehören für mich Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Loyalität und die Bereitschaft Wissen aufzunehmen. Diese Tugenden haben mir alle Möglichkeiten eröffnet und mich dahin geführt, wo ich gerade bin. Ich kann sie nur jedem Menschen nahelegen, egal welchen Weg man einschlägt. Mit Willen und Leidenschaft kann man vieles im Leben erreichen!