Serkan Karadag

Produktionsleiter vom "Malocher"

Jahrgang1989
SchulabschlussFachoberschulreife
Ausbildungsbetrieb (Standort)Reifen Stiebling GmbH, Herne
Ausbildungszeitraum2007-2010
FachrichtungVulkanisationstechnik 

 

Was hat Sie dazu bewogen, Ihre Ausbildung zum Mechaniker für Reifen- und Vulkanisationstechnik zu beginnen? Wie sind Sie auf die Berufsausbildung aufmerksam geworden?

Meine Schule und mein Elternhaus sind in der Nähe meines späteren Ausbildungsbetriebes, d.h. die Firma Stiebling war für mich immer sehr präsent.

Ich habe mich dann im Frühjahr 2007 für eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker beworben und nach zwei Wochen eine Einladung zum Bewerbungsgespräch für eine Ausbildung zum Mechaniker für Reifen- und Vulkanisationstechnik bekommen. Im Bewerbungsgespräch habe ich dann erfahren, dass das Unternehmen zur damaligen Zeit noch keine Ausbildungsberechtigung für den Kfz-Mechatroniker hatte, weshalb die Geschäftsführung mir die andere Stelle angeboten hatte. Bei dem Gespräch habe ich dann auch erfahren, dass man neben Reifen auch viele andere Sachen am Auto macht, wie Bremsenwartung oder Achsvermessung.

Nach einen zweiwöchigen Probepraktikum, wo ich in der Pkw-Halle und in der Produktion reinschnuppern konnte, war ich von der Ausbildung überzeugt und habe wenig später meine Ausbildung angefangen.

Was haben Sie an Ihrer Ausbildung am meisten geschätzt? Welche Aufgaben haben Sie gerne gemacht?

Ich habe sehr geschätzt, dass mein für die Ausbildung verantwortlicher Meister mich in der Runderneuerung sehr früh mit eigenverantwortlichen Aufgaben betraut hat und ich die Maschinen bedienen durfte. Da ich sehr ehrgeizig bin, habe ich alle mir übertragenen Aufgaben gerne erfüllt, da ich es als Chance sah. Ich hatte in meiner Ausbildung auch die Gelegenheit, in viele verschiedene Bereiche reinzuschnuppern, ob es im Lager, in anderen Filialen oder in der Auslieferung der Ware war. Die Aufgaben sind sehr vielfältig, was viele ja auch nicht wissen. Auch der Kundenkontakt hat mir sehr gut gefallen.

Wieso haben Sie sich im 3. Lehrjahr für die Fachrichtung Vulkanisationstechnik entschieden?

Da ich hauptsächlich in der Runderneuerung eingesetzt worden war, war auch schnell klar, welche Spezialisierung ich im 3. Lehrjahr einschlage. Ich wollte auch nach meiner Ausbildung unbedingt in der Produktion bleiben. Natürlich helfe ich in der Firma auch mal in anderen Bereichen, wenn Not am Manne ist. Aber in der Produktion fühle ich mich am wohlsten.

Welche Weiterbildungen haben Sie absolviert?

Von 2010 bis 2018 habe ich als Geselle in der Produktion gearbeitet. Von 2014 bis 2018 habe ich angefangen meinen Meister zu vertreten, wenn er z. B. im Urlaub war. Das war auch eine Herausforderung. Auf einmal musste ich mich mit Personal- und Produktionsplanung auseinandersetzen, mit unseren Filialen und Lieferanten telefonieren etc. Ich habe mich aber immer gefreut, wenn ich Vertretung machen durfte.

Von August bis Dezember 2018 habe ich an der Handwerkskammer (HWK) Dortmund meinen Ausbilderschein gemacht. Zusammen mit meinem Meister habe ich mich dann um unsere 10 bis 12 gewerblichen Azubis gekümmert. Da ich etwas jünger war als der Meister, war ich das Bindeglied zwischen ihm und den Azubis. Die Jungs konnten mit mir auf Augenhöhe sprechen, das hat sehr gut funktioniert.

2019 habe ich dann auf Initiative meiner Geschäftsführung hin die Meisterausbildung in der HWK Dortmund angefangen. Den kaufmännischen Teil habe ich ein Jahr in Teilzeit absolviert und den fachbezogenen Teil in Vollzeit. Das war auch noch mal eine besondere Herausforderung mit vielfältigen Aufgaben, so haben wir z. B. ein Auto tiefer gelegt, eine Reifenwand- und eine Förderbandreparatur durchgeführt und vieles mehr. Im August 2021 habe ich dann meine letzte Prüfung erfolgreich abgeschlossen.

Sie gehören zum Team, das den sogenannten „Malocher“ (einen Lkw-Reifen für Auflieger im Nahverkehr, Fernverkehr und speziell für den Baustelleneinsatz) entwickelt hat. Wie lange hat die Entwicklung gedauert? Wie läuft die Produktion eines Malochers ab?

Als Team haben wir dieses neue Produkt zwar zusammen entwickelt, den maßgeblichen Erfolg des Machlochers haben wir aber unserem Prokuristen zu verdanken. Er hat das Projekt auch immer weiter maßgeblich vorangetrieben und geguckt, dass alle Wünsche der Kunden erfüllt werden. Die Entwicklung hat alles in allem mehrere Jahre in Anspruch genommen.

Ich bin mit meinen Jungs dabei die ausführende Kraft. Ich mache die Karkasseninspektion, wo wir prüfen, ob der Reifen überhaupt noch runderneuerungsfähig ist, ob der Reifen zu alt ist und ob er vielleicht Defekte hat. Dann wird der Reifen abgeraut, nachgearbeitet, mit dem neuen Laufstreifen belegt und abgepolstert. Anschließend wird der Reifen eingehüllt. Im Heizprozess der Kalterneuerung werden bei 115-120 Grad Celsius ca. 20 Reifen für 4,5 Stunden vulkanisiert. In der Vulkanisationsform steht der Name Malocher, der dann auf der Seitenwand des Reifens zu sehen ist.

Was schätzen Sie an Ihrem Beruf am meisten?

Den Zusammenhalt in meiner Mannschaft schätze ich am meisten. Es herrscht hier ein sehr familiärer Umgang, alle sind schon sehr lange dabei. Jeder steht für jeden ein.

Welche Voraussetzungen sollte man für Ihre jetzige Position mitbringen?

Um als Ausbilder tätig zu sein, ist ein Ausbilderschein unabdingbar. Als Produktionsleiter in der Runderneuerung ist der Meisterbrief Voraussetzung.

Was war Ihr größtes Highlight in Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn?

Als im August 2021 meine Abschlussprüfung zum Meister bestanden habe.

Wie sehr hat sich die Branche Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren verändert?

Allein im Bereich der Ausbildung findet gerade ein großer Umbruch statt, es bewerben sich kaum noch Schüler für eine Ausbildung. Früher waren wir 40 Schüler in der Berufsschule, heute sind es oft nur um die 15 Schüler.

Einige scheint der lange Weg für den Blockunterricht nach Köln abzuschrecken. Ich sage den jungen Azubis aber immer, dass es ja eine gute Gelegenheit ist, selbstständig zu werden. Sie werden beim Blockunterricht auch finanziell unterstützt, aber sie trauen es sich nicht zu, was ich sehr schade finde.

Würden Sie die Ausbildung rückblickend heute wieder beginnen?

Ja, auf jeden Fall. Ich hatte eine sehr schöne Zeit in der Ausbildung. Alle haben immer zusammengehalten.

Zu guter Letzt: Was empfehlen Sie jungen Auszubildenden, die kurz davorstehen, die Ausbildung anzufangen bzw. gerade angefangen haben?

Seht die Ausbildung als Chance! Sie ist der nächste Schritt im Leben, ihr erlangt mehr Selbstständigkeit und wenn ihr ehrgeizig seid, könnt ihr alles schaffen!